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IstanPulled

Ankunft Istanbul am frühen Morgen: raus aus der Komfortzone des Busses und rein in das Chaos des Busbahnhofs – auf einer Fläche so groß wie die Regensburger Innenstadt, die Betriebsamkeit vergleichbar mit dem Oktoberfest – also schnell mit dem Minibus zum Taksim-Platz. Auf meine Frage „Taksim?“ bekam ich ein zustimmendes Nicken. Verstanden hat er wohl „Taxi“, denn angekommen bin ich völlig wo anders – in der Altstadt immer noch in Europa. Okay, dann eben ein richtiges Taxi über den Bosporus nach Asien zum Hostel, welches mich dann zumindest in der Nähe der Unterkunft abgesetzt hat. Nach ca. einer weiteren halben Stunde hab ich den Schuppen dann endlich gefunden.

Da ich trotzdem viel zu früh am Start war und das Zimmer noch nicht fertig war, stand ein Ausflug zum Taksim an. Dort hab ich dann noch eine russische Familie getroffen, die schon im Bus aus Thessaloniki mit mir unterwegs war und anscheinend ein noch größeres Problem hatte hierher zu kommen, denn sie sind schwer bepackt gerade erst aus einem Bus gestiegen. Mit Kaffee gedopt und türkischen Banknoten ausgestattet ging’s zurück in’s Hostel – Zimmer jedoch immer noch nicht fertig…

Istanbul - Erdogan Stadium

Zumindest hatte der Laden einen schönen Innenhof, um etwas zu verweilen. Dort erreichte mich via Internet eine Nachricht, die den weiteren Tagesablauf in Istanbul bestimmen sollte: „Bombenanschlag in Ankara – knapp 100 Tote!“ – dazu jedoch später mehr.

Irgendwann war dann auch das Zimmer ready – wobei ich auch bei geringsten Ansprüchen unter Zimmer etwas anderes verstehe: 2,5m x 1,2m (eigentlich nur ein Bett), kein Fenster und die Wände aus Regips, wobei in einer noch ein Loch war, so das jedes mal, wenn jemand in’s benachbarte Klo ging, das Zimmer erleuchtet wurde.

Also schnell wieder raus und die Gegend erkunden. Die ersten Demonstrationen wegen des Anschlags in Ankara waren jetzt schon auszumachen, später kam dann der obligatorische Polizeieinsatz samt Tränengas hinzu. Kleiner Tipp: Tränengas bekommt man mit Wasserspülungen ganz gut aus den Augen und den Geschmack mit Bier aus dem Mund – nicht umgekehrt!

Istanbul - Panorama

Gesagt, getan! Die nächste Kneipe war nicht weit und das erste kühle Efes schnell bestellt. Aufgrund der extrem budgetschädigenden Bierpreise in Istanbul war ich ganz froh, dass ein Teil dieses Abends von einer Gruppe Irakis finanziert wurde – nachdem ich mir gefühlte 20mal anhören musste, wie gut ich aussehe. Naja, die müssen’s ja wissen. Nachdem die Jungs abgezogen sind, ging es biertechnisch in die Verlängerung und ich konnte mit guter Schlagseite meinen Heimweg in’s Deluxe-Zimmer antreten.

Istanbul - Iraki Crew

Am nächsten Tag musste ich erst mal das Hotel wechseln, denn ein weiterer Tag in dieser Abstellkammer wäre kaum ertragbar gewesen. Meine nächste Bleibe konnte dann auch als Hotelzimmer bezeichnet werden: eigenes Bad, schöner Ausblick, kühler Kühlschrank und ein riesiger Flat-TV, welcher auch ausgiebig genutzt wurde, denn es stand mal wieder chillen und erholen auf dem Stundenplan – war ja auch Sonntag. Abends noch einmal kurz um den Block und das war’s schon am Tag 2 in Istanbul.

Am Montag war wieder Action angesagt, wieso soll es mir besser gehen als dem arbeitenden Teil der Bevölkerung. Das touristische Programm sah wie folgt aus: rein in die Metro und irgendwo in der Altstadt ohne Plan und Ziel wieder raus. Auf diese Weise fand ich erst mal nur den ein oder anderen Imbissstand, später jedoch die Sultan Ahmed Moschee, den Gewürzbasar und die Yeni Cami Moschee. Zum Finale noch – verstaut zwischen Russen, Japanern, Amerikanern und Spaniern – die obligatorische Bosporustour. Die Feierabendhalbe hatte ich mir verdient.

Istanbul - Sultan-Ahmed-Moschee

 

Istanbul - Yeni-Cami-MoscheeGegen Mittag am nächsten und letzten Tag in Istanbul musste ich mein schickes Hotelzimmer räumen und wollte mich noch mit Ali, einem ehemaligen Arbeitskollegen treffen, der gerade in Istanbul seine Eltern besuchte. Bei absoluten Sauwetter wieder mal zum Taksim, um bei der Garanti Bank auf ihn zu warten. Dass es dort zwei Garanti Banken gibt, hab ich erst nach 15 Minuten gemerkt – also immer hin und her bis wir uns getroffen haben.

Die von Ali geführte Tour brachte uns nochmal zur Blauen Moschee (Sultan Ahmed Moschee), zur Heiligen Weisheit (Hagia Sophia) und dann über den Großen Basar (Kapali Çarşı). War dank Insiderinformationen (z.B. wo die ganzen Puffs sind, als Rotrichtviertel war es so nicht erkennbar) sehr interessant – danke Ali!

Istanbul - Blaue Moschee

Dann aber ab zum Flughafen und weiter Richtung Kairo und nicht einmal 12 Stunden später sollte ich das letzte bestehende Weltwunder der Antike sehen. Aber zuerst nach Athen, wobei ich – nachdem ich nach einen Business Class Upgrade für Expedienten (Reisebüromitarbeiter) gefragt habe – ein anderes „Zuckerl“ bekommen habe: der Aegean Airlines Mitarbeiter wollte drei Plätze für mich blocken – im Endeffekt waren es drei komplette Reihen in einem sonst ziemlich vollem Flugzeug! Irgendwie kam ich mir vor, als hätte ich eine ansteckende Krankheit und muss in Quarantäne mitfliegen. So haben mich zumindest die anderen Fluggäste angeschaut. In Athen war dann auch schon Leni am Start und es ging weiter nach Kairo.

In diesem Sinne: Goodbye Europe