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Blan B

Untertitel:
Bed & Breakfast in Blaces with B!

Die Regeln sind ganz einfach:
Übernachtung nur in B-Städten (die Auswahl ist beeindruckend: das schon bedachte Beziers & Beauvais, und dann beispielsweise Bordeaux, Brügge, Brüssel, vielleicht sogar – falls existent – Bielefeld, aber auf jeden Fall zurück nach Bochum)
StopOver in Nicht-B-Städten ist okay (jedoch maximal 6h 12min – Abweichung laut § 4.20 unter bestimmten Bedingungen möglich)
Wie ich darauf gekommen bin? Zu B-Städte hatte ich bisweilen eine besondere Beziehung: Burglengenfeld, Berlin, Boston, Bombay, Bangkok, Bochum

Die erste Herausforderung „zeitig aufstehen“ bestanden und nach einer Zugfahrt über Duisburg, Krefeld und Weeze, der Verkaufsshow über Wolken by Ryanair und einer exorbitant teuren Taxifahrt bin ich am späten Nachmittag in meinem Hotel in oder wohl besser am Rande von Beziers angekommen. Schon recht müde und da ein Besuch der Stadt als solcher eine weitere überteuerte Taxifahrten nach sich gezogen hätte: erstmal Hotelchillarium.

Die Lage des Hotels, der angepriesene mit Algen übersähte und wohl seit Wochen nicht mehr genutzte Pool und auch das zwischen Beherbergung und Inhaftierung die Grenzen fliessend erscheinen lassende Hotel an sich hat am nächsten Tag definitiv keine weitere Übernachtung gerechtfertigt. Somit erstmal den Bus in die Innenstadt gechartert, wobei die Busfahrten hier anscheinend staatlich subventioniert sind – jede Fahrt kostet gerade mal 50 Cent: einmal drin / egal wohin .

Im Inneren der Stadt mit so einem Koffer auf Rädern im Schlepptau aka Trolley angekommen, hatte das anvisierte und nach einiger Suche auch gefundene Hotel California (heißt echt so) Check-In bis 12 Uhr mittags und dann erst wieder ab 5 Uhr nachmittags: 2 late 4 now & much 2 early 4 later…

Also: Alternative abchecken! Nach gefühlten drei Stunden bei 30° Grad Hitze mit einem gottverdammten Trolley durch die Stadt ziehend, durch eine Stadt, übersät mit absolut Trolley-unverträglichen Pflastersteinen, hab ich meine neue Bleibe doch noch gefunden.

Mit einem schönen Park mit dem poetischen Namen „La Plateau de Poètes“ in der Nähe und der mobile Austernbar in Reichweite: Gut untergebracht!

Abends habe ich mich der orientalischen Küche zugewandt,  diese konnte den Austern im wahrsten Sinn des Wortes nicht das Wasser reichen. Die nächste Begegnung der französischen Art war jedoch bedauerlicherweise deutlich unerfreulicher. Dazu nur soviel: bei der daraus resultierenden körperlichen Auseinandersetzung war ich nur zweiter Sieger.

Am nächsten Tag musste ich mein Ausflugsprogramm aufgrund oben nur vage geschilderter Ereignisse und der damit verbundenen Schmerzen etwas umstellen. Konnte mich kaum bewegen. Zu allem Überfluss hatte ich noch meine heißgeliebte Lieblingsjacke im Am-Arsch-der-Welt-Hotel vergessen. Also erst mal dahin!

Auf dem Rückweg ist mir aufgefallen, daß, wenn man bedenkt, sollte Paris die Modehauptstadt der Welt sein, einen hier in der nicht allzu weit davon entfernten Provinz auffällt, daß offensichtlich für den Rest Frankreichs jenseits von Nizza und Biarritz nur Jogginghosen und gefälschte Lacoste-Shirts übrig geblieben sind… Aber der Feind schläft nicht:

Wir befinden uns im Jahre 2017 n. Chr. Ganz Gallien ist von den Hipstern besetzt… Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Beziers hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die römischen Hipster, die als Besatzung in den befestigten Läden Louis Vuitton, Prada, Gucci und Versace liegen…
(frei nach) Asterix

Viel war dann an diesem Tag auch nicht mehr los. Einen guten Teil des Abends hab ich dann auf der Dachterrasse des Hotels mit zwei Dosen Kronenbourg verbracht.

Am nächsten Tag noch die am Vortag ausgelassene Tour durch die Stadt eingeschoben: Kirche, Brücke und ab ans Meer. Auch diese knapp einstündige Busfahrt hat nur 50 Cent gekostet. Mittlerweile nachsaisonbedingt belagerten nicht sehr viele Besucher den Strand, die meisten eher in älteren Semestern. Nur eine Handvoll war jünger als ich und ich bin 45 Jahre alt – eigentlich ist etwa ¾ der Menschheit jünger als ich. Anyway, trotzdem ganz nett am Mittelmeer.

Aus verkehrsplanungstechnisch unerfindlichen Gründe fuhr der letzte Bus bereits gegen 19 Uhr zurück nach Beziers und somit war der Aufenthalt etwas kürzer als geplant und mein eingeplanter Fischteller am Meer fiel aus, da aus gastronomisch unerfindlichen Gründen erst ab 19 Uhr in jedlichen Lokal die Küche öffnet. Meinen letzten Tag in Südfrankreich habe ich dann in einem Bistro in Beziers ausklingen lassen.


Am nächsten Tag stand dann der Weiterflug nach Beauvais an. Aber erstmal musste ich zum Flughafen – in diesem Fall eher eine bessere Bushaltestelle – kommen. Nachdem das erledigt war und mich Ryanair nach Baeuvais nördlich von Paris gebracht hat, konnte ich eine weitere B-Stadt in´s Reiseportfolio aufnehmen.

Mittags angekommen musste ich wieder die Trolleyrallye starten, da es in Frankreich aus Sicherheitsgründen kaum noch Schließfächer gibt und der Check-In im „Chez Catherine“ erst ab 18 Uhr möglich war. Somit gab´s zumindest etwas von der Stadt zu sehen, die einen viel „aufgeräumteren“ Eindruck macht als mein vorheriger Aufenthaltsort.


Die Unterkunft war dann – vor allem verglichen mit den vorangegangenen – ein kleiner Traum: liebevoll eingerichtet, alles tippi toppi sauber und eine extrem freundliche Besitzerin

Ein wenig chillen, frisch gemacht und ab in die Stadt zur Nahrungsaufnahme. Meine Wahl viel auf die Pablo Tacos Bar. Mir ist jedoch anfänglich nicht aufgefallen, dass der Laden noch nicht eröffnet hatte, sondern nur ein Probelauf für die Investoren veranstaltet wurde. Da ich aber schon mal da war, wurde ich kurzerhand zum Testesser erhoben. Gratis essen was immer ich auch will. Und lecker war es auch noch. Danach noch ein Absacker in der Alternative Bar direkt gegenüber und der bisher angenehmste Tag in Frankreich ging zu Ende.

Eigentlich wollte ich noch eine Nacht im bunten Beauvais verlängern, da jedoch „Chez Catherine“ ausgebucht war und alles andere als bei Catherine zu übernachten nicht in Frage kam,habe ich mich entschieden gleich via Paris nach Brüssel weiterzufahren. Auf den Weg zu Bahnhof bin ich noch auf einen beschaulichen Markt gestoßen und dann weiter mit dem Bummelzug nach Paris Gare du Nord und der Metro nach Bercy.

Dort angekommen habe ich mir ein Bier in einem kleinem Cafe gegönnt. „Paris ist teuer, aber wird schon keine 10 Euro kosten…“, hab ich mir gedacht. Hat es dann auch nicht, bin 80 Cent günstiger weggekommen.

Vom Biepreisschock schnell erholt machte ich mich auf den Weg zur nahegelegenen Busstation und dann mit dem Flixbus non-stop weiter nach Brüssel, wo ich dann gegen 21 Uhr am Gare de Bruxelles-Nord angekommen bin. Von da aus war es dann auch nicht weit zum gebuchten Hotel Manhattan – ein etwas heruntergekommenes Art-Deco-Gebäude, das seine beste Zeit schon lange hinter sich, aber immer noch Stil hat und auch gut in´s Manhatten der 70er-Jahren passen würde.

Die Nacht war noch jung und auf und neben dem Anspach Boulevard war noch genügend los. Was die Betriebsamkeit angeht, kann da nicht einmal AmsterBam mithalten. Jeder kleine Bums-Kiosk hat 24 Stunden geöffnet, die Straßen sind voll und die Bespassung ist auch noch bezahlbar. Der Barty-Bonus-Breis geht an Brüssel.


Nach einer kurzen Nacht habe ich mir Brüssel noch ein wenig angesehen und eine weitere Flixbusfahrt später war ich schon wieder in Bochum.

Mission erfüllt! Habe meine 3-B-Städte-Tour (Beziers, Beauvais & Brüssel) mit Ankunft in Bochum abgeschlossen.