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Kapitel 2 – Angekommen

Der Tag in Assuan sollte sehr früh beginnen, aber für mich nicht all zu früh – während alle anderen schon beim Frühstück waren, habe ich eine Stunde länger schlafen bevorzugt – Mahlzeiten vor 12 Uhr mittags sind sowieso nicht mein Ding.

Der Ausflug führte uns zum Philae Tempel – ein gigantischer Bau, der wegen des Assuan-Staudamms einfach mal von einer auf eine andere, höher liegende Insel verlegt wurde. Diesmal war auch wieder mein Eichhofener dabei, musste aber sehr heimlich abgelichtet werden, da ich nicht weiß, wie die zahlreichen Sicherheitskräfte reagieren, wenn vor ihren Nationalheiligtümern ein profanes Bier fotografiert wird.

Assuan - Philae-Tempel

Da die beiden nächsten Besichtigungen nicht im Miniausflugspaket inkludiert waren, konnten wir uns auf dem Schiff nochmal frisch machen und uns von Bier erfrischen lassen – war ja schon wieder fast 11 Uhr.

Nach 2 Bierzyklen (eine neue Zeiteinheit, die etwa 45 Minuten entspricht) kam dann unsere Truppe (neben Gudrun und Oskar noch zwei Ehepaare aus dem Ländle) zurück und wir fuhren zusammen auf einer Felukke auf die Lord Kitchener Insel. Ich durfte sogar einmal das Ruder übernehmen und wir sind trotzdem alle heil angekommen. Die Insel selber beherbergt einen botanischen Garten, den der namens gebende Lord irgendwann achtzehnhundertschlagmichtot angelegt hat. Zurück ging’s dann mit dem Motorboot, man will ja wegen mangelnden Windes auf keinen Fall das Mittagessen verpassen.

Assuan - Steuermann

Anschließend verbrachten wir noch etwas Zeit auf dem Sonnendeck, bevor wir uns wiederum mit einer Kutsche – diesmal völlig stressfrei – zum Hotel Old Cataract chauffieren ließen, um den Sonnenuntergang a la Agatha Christie zu genießen. Und der hatte es in sich: mit einem Mojito bewaffnet konnten wir dieses Spektakel bewundern, das es locker in die „All Time Top Ten of Sunsets“ schaffen konnte. Da der Kutscher auch nach 2 Stunden noch geduldig auf uns gewartet hat, ging es auf selbiger wieder zurück auf’s Schiff.

Assuan - Old Cataract

Abends gab’s noch eine 47%ig interessante Reiseleiter-Infoveranstaltung zum Thema Ägypten und später hatten wir noch das Vergnügen mit James aus Arizona das was vom Abend übrig blieb abzuwickeln. Kennengelernt hatten wir uns schon vorher, da er und seine Freundin schon rein optisch nicht dem typischem Nilpauschaltouristen entsprachen. Außerdem ist mir sein guter Geschmack was Zigaretten angeht aufgefallen: er rauchte American Spirit. Weit nach Mitternacht haben wir uns verabschiedet – mit einer Schachtel selbiger von ihm als Geschenk, verbunden mit dem Motto „Don’t pay back, pay forward!“ zum Thema geben&nehmen. That’s the American Spirit!

Assuan, Nilposer

Am nächsten Tag kurz nach Mittag legte das Schiff wieder ab und setzte Kurs nilabwärts Richtung Luxor.

Kapitel 1 – Nilaufwärts

Nachdem wir dank Business Class in weniger als 15 Minuten das Flugzeug verlassen, einen Privattransfer zum Terminal geniessen und unser schon auf uns wartendes Gepäck entgegennehmen konnten, brachte uns Mohamed (oder war’s diesmal Ahmed?) zu unserem Schiff – die MS Semiramis III.

Nach einer kurzen Einweisung durch die Reiseleitung, gab’s dann endlich wieder Bier statt Wodka – wobei das angebotene Luxor Bier in Bayern auf eine Schwarze Liste käme. Egal, der weitere Abend stand unter dem Motto: „Luxor Bier – besser als gar nichts“

Am nächsten Tag besuchten wir nach dem Frühstück den Karnak-Tempel in Luxor – sehr beeindruckend, aber auch sehr heiß war’s. Da unsere Truppe noch einen weiteren Tempel erforschte, der nicht auf unserem Programm stand, wollten wir uns ein wenig die Umgebung ansehen und einen Kaffee oder Tee zu trinken. Da zu dieser Zeit extrem wenige Ausländer unterwegs waren, haben sich sofort zwei Kutscher auf uns gestürzt und für kleines Geld eine kurze Tour angeboten. Okay, warum nicht?

Luxor - Karnak-Tempel 1

Luxor - Karnak-Tempel 2Nach einem kurzem Pitstop – Kaffee für Leni und Cay (Tee) für mich – landeten wir noch in einem Gewürzladen, wo wir recht günstig nur etwas Safran erwarben, obwohl die Verkäufer uns den ganzen Laden aufschwatzen wollten. Richtig nervig wurde es, als die beiden am Ende der Tour mehr als das 10fache der ursprünglichen Summe haben wollten. Die vorher netten Jungs konnten dann wirklich unangenehm aggressiv werden. Mit Unterstützung des ägyptischen Reiseleiters und ein paar Dezibel mehr in meiner Stimme haben wie den Schauplatz einfach verlassen ohne auf die unverschämten Forderungen einzugehen und sind wieder zurück zum Schiff gefahren.

Erstmal lecker zu Mittag essen! Da es bei dieser Fahrt einen festen Sitzplatz bei den Mahlzeiten gab, durften wir unseren Tisch mit einem sehr nettem Ehepaar teilen – Gudrun und Oskar aus Thüringen. Die Gespräche wurden von Mahl zu Mahl ungezwungener und unterhaltsamer – z.B. bekam ich interessante Einblicke in die Informatikszene der DDR.

Gegen 14 Uhr legte die Semiramis III endlich ab. Und es dauerte nicht lange, da hat mich meine Vergangenheit eingeholt – im wahrsten Sinn des Wortes. Als uns ein Schiff überholte und auf gleicher Höhe war, konnte ich klar und deutlich den Schriftzug MS Magica mit dem zugehörigem Logo von sonnenklar.tv erkennen. Krasser Flashback! Dazu sei erwähnt, dass dieser Tag – der 16. Oktober – der erste offizielle Tag meiner Arbeitslosigkeit war, zuvor hatte ich für sonnenklar.tv gearbeitet.

Der Rest des Tages verlief dann wieder angenehm unspektakulär und wir legten spät abends in Edfu an.

Luxor - Nilpanorama

Nil - ImpressionAm dritten Tag auf dem Nil fiel dann einer der drei Dieselmotoren aus und wir erreichten unser erstes Ziel Kom Ombo mit deutlicher Verspätung – der zu besuchende Tempel war aber noch da. Somit konnte Leni den von ihr verehrten Krokodilgott Sobek noch huldigen. Eine Stunde später ging es weiter nach Assuan, wo wir schließlich mitten in der Nacht ankamen. Der südlichste Punkt der Nilkreuzfahrt war erreicht.

Kom Ombo - TempelKom Ombo - Tempel innen

Prolog – Gizeh

Wir schreiben den 14. Oktober, es ist 2 Uhr nachts und es hat gefühlte 36 Grad in Kairo. Vor der Weiterfahrt nach Gizeh musste noch das Visum, Wodka, Cola und eine ägyptische SIM-Karte organisiert werden.

Ein totales Verkehrschaos auf der Fahrt nach Gizeh erwartend wurden wir jedoch von einer Verkehrsdichte vergleichbar mit der Straubings um 4 Uhr morgens überrascht. Also freie Fahrt und knapp 45 Minuten später standen wir schon vor den Pyramiden und der Sphinx lächelte uns von der Dachterrasse des Guardian Guest House an. Wow! Mit zunehmenden Tageslicht wurde der Anblick immer beeindruckender und die Wodkaflasche immer leerer.

Gizeh - Pyramiden Daemmerung

Gizeh - Pyramide & Sphinx DaemmerungNachmittags knurrte der Magen und auf der der Suche nach etwas Essbarem landeten wir in einer Pinte, die außer Chai und Shishas nichts anbot. Bevor wir den Hungertod erleiden mussten, entschieden wir uns für’s Mena House Oberoi und gönnten uns im gediegenen Ambiente Fisch und Taube – Pyramidenblick wieder inklusive. Anschließend gab es noch eine private Hotelführung mit Zugang zur Montgomery Suite.

Gizeh - Montgomery's Balkon

Gizeh - Montgomery's SchreibtischDa wir uns die 1500 Dollar pro Übernachtung in der Suite nicht leisten konnten, fuhren wir zurück in’s Guest House, um von der Dachterrasse den kostenlosen, jedoch unbezahlbaren Blick auf die Light&Sound-Show zu erleben. Anschließend noch ein Besuch im Cafe auf der benachbarten Dachterrasse und ein impressionsreicher Tag ging zu Ende.

Gizeh - Light&Sound-Show 1

Gizeh - Light&Sound-Show 2Gizeh - DachterasseAm abschließenden Tag in Gizeh erkundeten wir Pyramiden und Sphinx ganz aus der Nähe auf dem Rücken zweier Pferde – natürlich mit professioneller Begleitung. Recht zögerlich – keiner von uns hatte vorher etwas mit Pferden am Hut – schwangen wir uns auf die Gäule… oder Stuten – keine Ahnung. Erstaunlich schnell verstand das Tier, ob ich nach links oder rechts wollte, was mich dann etwas forscher werden ließ und im Galopp durch die Sahara gipfelte. Adrenalin technisch fast vergleichbar mit einer Porschefahrt im Grenzbereich.

Gizeh - Pyramiden & Pferd 1

Gizeh - Pyramiden & Pferd 2Als ich dann abstieg und das Pferd selber führen wollte, hat sich herausgestellt, dass ich wohl doch noch nicht der Pferdeflüsterer bin, für den ich mich hielt: das Mistvieh hat ausgeschlagen und mich so am Bein getroffen, dass der blaue Fleck nach über einer Woche immer noch deutlich zu sehen war.

Den Ausritt habe wir trotzdem beendet – allerdings im Trab. Einmal um die Pyramide, zurück zum Sphinx und runter von der Höllenmaschine.

Gizeh - Sphinx

Gizeh - Leni-SphinxNachdem wir uns im Guest House wieder frisch gemacht haben, ging’s gen Flughafen, aber nicht in den popeligen Wartebereich für Normalsterbliche, sondern in die Business Class Lounge von Egypt Air – mit Shorts und Flip Flops. Und auch an Flüge in der Business Class könnte ich mich gewöhnen, aber das wird wohl der einzige auf der Tour bleiben. Ankunft in Luxor abends und nochmal 5 Grad heißer.

IstanPulled

Ankunft Istanbul am frühen Morgen: raus aus der Komfortzone des Busses und rein in das Chaos des Busbahnhofs – auf einer Fläche so groß wie die Regensburger Innenstadt, die Betriebsamkeit vergleichbar mit dem Oktoberfest – also schnell mit dem Minibus zum Taksim-Platz. Auf meine Frage „Taksim?“ bekam ich ein zustimmendes Nicken. Verstanden hat er wohl „Taxi“, denn angekommen bin ich völlig wo anders – in der Altstadt immer noch in Europa. Okay, dann eben ein richtiges Taxi über den Bosporus nach Asien zum Hostel, welches mich dann zumindest in der Nähe der Unterkunft abgesetzt hat. Nach ca. einer weiteren halben Stunde hab ich den Schuppen dann endlich gefunden.

Da ich trotzdem viel zu früh am Start war und das Zimmer noch nicht fertig war, stand ein Ausflug zum Taksim an. Dort hab ich dann noch eine russische Familie getroffen, die schon im Bus aus Thessaloniki mit mir unterwegs war und anscheinend ein noch größeres Problem hatte hierher zu kommen, denn sie sind schwer bepackt gerade erst aus einem Bus gestiegen. Mit Kaffee gedopt und türkischen Banknoten ausgestattet ging’s zurück in’s Hostel – Zimmer jedoch immer noch nicht fertig…

Istanbul - Erdogan Stadium

Zumindest hatte der Laden einen schönen Innenhof, um etwas zu verweilen. Dort erreichte mich via Internet eine Nachricht, die den weiteren Tagesablauf in Istanbul bestimmen sollte: „Bombenanschlag in Ankara – knapp 100 Tote!“ – dazu jedoch später mehr.

Irgendwann war dann auch das Zimmer ready – wobei ich auch bei geringsten Ansprüchen unter Zimmer etwas anderes verstehe: 2,5m x 1,2m (eigentlich nur ein Bett), kein Fenster und die Wände aus Regips, wobei in einer noch ein Loch war, so das jedes mal, wenn jemand in’s benachbarte Klo ging, das Zimmer erleuchtet wurde.

Also schnell wieder raus und die Gegend erkunden. Die ersten Demonstrationen wegen des Anschlags in Ankara waren jetzt schon auszumachen, später kam dann der obligatorische Polizeieinsatz samt Tränengas hinzu. Kleiner Tipp: Tränengas bekommt man mit Wasserspülungen ganz gut aus den Augen und den Geschmack mit Bier aus dem Mund – nicht umgekehrt!

Istanbul - Panorama

Gesagt, getan! Die nächste Kneipe war nicht weit und das erste kühle Efes schnell bestellt. Aufgrund der extrem budgetschädigenden Bierpreise in Istanbul war ich ganz froh, dass ein Teil dieses Abends von einer Gruppe Irakis finanziert wurde – nachdem ich mir gefühlte 20mal anhören musste, wie gut ich aussehe. Naja, die müssen’s ja wissen. Nachdem die Jungs abgezogen sind, ging es biertechnisch in die Verlängerung und ich konnte mit guter Schlagseite meinen Heimweg in’s Deluxe-Zimmer antreten.

Istanbul - Iraki Crew

Am nächsten Tag musste ich erst mal das Hotel wechseln, denn ein weiterer Tag in dieser Abstellkammer wäre kaum ertragbar gewesen. Meine nächste Bleibe konnte dann auch als Hotelzimmer bezeichnet werden: eigenes Bad, schöner Ausblick, kühler Kühlschrank und ein riesiger Flat-TV, welcher auch ausgiebig genutzt wurde, denn es stand mal wieder chillen und erholen auf dem Stundenplan – war ja auch Sonntag. Abends noch einmal kurz um den Block und das war’s schon am Tag 2 in Istanbul.

Am Montag war wieder Action angesagt, wieso soll es mir besser gehen als dem arbeitenden Teil der Bevölkerung. Das touristische Programm sah wie folgt aus: rein in die Metro und irgendwo in der Altstadt ohne Plan und Ziel wieder raus. Auf diese Weise fand ich erst mal nur den ein oder anderen Imbissstand, später jedoch die Sultan Ahmed Moschee, den Gewürzbasar und die Yeni Cami Moschee. Zum Finale noch – verstaut zwischen Russen, Japanern, Amerikanern und Spaniern – die obligatorische Bosporustour. Die Feierabendhalbe hatte ich mir verdient.

Istanbul - Sultan-Ahmed-Moschee

 

Istanbul - Yeni-Cami-MoscheeGegen Mittag am nächsten und letzten Tag in Istanbul musste ich mein schickes Hotelzimmer räumen und wollte mich noch mit Ali, einem ehemaligen Arbeitskollegen treffen, der gerade in Istanbul seine Eltern besuchte. Bei absoluten Sauwetter wieder mal zum Taksim, um bei der Garanti Bank auf ihn zu warten. Dass es dort zwei Garanti Banken gibt, hab ich erst nach 15 Minuten gemerkt – also immer hin und her bis wir uns getroffen haben.

Die von Ali geführte Tour brachte uns nochmal zur Blauen Moschee (Sultan Ahmed Moschee), zur Heiligen Weisheit (Hagia Sophia) und dann über den Großen Basar (Kapali Çarşı). War dank Insiderinformationen (z.B. wo die ganzen Puffs sind, als Rotrichtviertel war es so nicht erkennbar) sehr interessant – danke Ali!

Istanbul - Blaue Moschee

Dann aber ab zum Flughafen und weiter Richtung Kairo und nicht einmal 12 Stunden später sollte ich das letzte bestehende Weltwunder der Antike sehen. Aber zuerst nach Athen, wobei ich – nachdem ich nach einen Business Class Upgrade für Expedienten (Reisebüromitarbeiter) gefragt habe – ein anderes „Zuckerl“ bekommen habe: der Aegean Airlines Mitarbeiter wollte drei Plätze für mich blocken – im Endeffekt waren es drei komplette Reihen in einem sonst ziemlich vollem Flugzeug! Irgendwie kam ich mir vor, als hätte ich eine ansteckende Krankheit und muss in Quarantäne mitfliegen. So haben mich zumindest die anderen Fluggäste angeschaut. In Athen war dann auch schon Leni am Start und es ging weiter nach Kairo.

In diesem Sinne: Goodbye Europe

ThessaloniKing

Nach der 16-stündigen Zugfahrt stieß in Thessaloniki noch die Freundin von Tingeltangel Bob zu uns und es gab erst mal ein bayrisches Frühstück – Bier ohne Weißwurst – und dann weiter in’s Hotel. Auf den Weg dorthin der erste Kontakt mit der griechischen Bevölkerung: „Where are you from?“ – „Germany“ – „Ah, Deutschland, Deutschland über alles!“ Er wandte sich von den beiden Volksfeinden Griechenlands angewidert ab und hat sich sehr nett mit den Schweizern unterhalten. War dann kurz am überlegen, ob ich mein Schwarzenegger-Englisch auspacken soll und mich zukünftig in Griechenland als Österreicher ausgebe – ließ es aber bleiben.

Kurze Verabschiedung und dann Regeneration im Hotelzimmer, um abends wieder fit zu sein. Die Party-Location lag nur wenige Meter vom Hotel entfernt. 1ClubNext2Another! Von der Metal-Pinsche startend über den Electro-Schuppen in‘s Dancehall-Paradise. Wurde dann auch recht spät bzw. früh. Der nächste Tag musste nochmals größtenteils zu Regenerationszwecken reserviert werden.

Deutlich aufgefallen sind mir in der Stadt die Auswirkungen der Finanzkrise: leere Läden, viele Bettler (es ist kaum möglich 10 Minuten irgendwo draußen zu sitzen ohne angesprochen zu werden) und eine leicht depressive Stimmung. Die tendenziell negative Einstellung gegenüber Frau Merkels Jüngern (und das bezieht sich hier auf jeden Deutschen) ist schon ein wenig nachvollziehbar.

Thessaloniki - Geldautomat

Am dritten Tag hat dann endlich das Meer gerufen. Ganz laut aus Kriopigi, etwa 100 km südlich von Thessaloniki. Mit dem Stadtbus ging´s in knapp einer Stunde die 10 km zum Busterminal – Thessaloniki hat definitiv ein Verkehrsproblem – und dann noch zwei weitere Stunden bis Kriopigi. Dort hat im Hotel Medusa ein nettes kleines Studio mit Kitchenette und vor allem ein schnell mit Bieren aufgefüllter Kühlschrank auf mich gewartet und das fuer 15 Euro pro Nacht ohne Bier und Frühstück – Neckermann sein Dank.

Kriopigi - Strand

Pool, Meer, chillen, lesen, nette Leute treffen (Dank vor allem an Richard aus England für Unterhaltungen, Biere und Ouzo und an alle dort lebenden Griechen, die extrem freundlich und keineswegs anti-deutsch eingestellt waren), lecker essen und gemäßigt trinken standen dann die nächsten drei Tage auf dem Programm. So langweilig es auch klingt, so angenehm war es jedoch.

Kriopigi - Richard

Gut erholt ging es mit dem Bus wieder zurück nach Thessaloniki, um eine weitere Partynacht zu absolvieren – Ablauf ähnlich siehe oben.

Am nächsten Tag – weniger gut erholt – noch etwas Sightseeing und abends dann mit dem Bus Richtung Istanbul. Und der hatte es in sich: an jedem Platz ein Monitor, freies WLAN, super bequeme Sitze und kostenloser Boardservice mit Snacks und Getränken – so lässt sich auch eine knapp 10-stündige Busfahrt überstehen.

Thessaloniki - AnsageIn diesem Sinne: Keep on riding!

 

BelGraded

In Belgrad ließ ich es etwas friedlicher angehen, obwohl die Stadt durchaus wild ist und man bei jedem zweiten Typ, den man auf der Straße sieht, das Gefühl hat gleich ein’s auf die Fresse zu bekommen – sorry wegen dieser stereotypen Aussage.

Nach meiner 1-Mann-Hostel-Party musste ich die morgige Weiterreise organisieren. Sofia oder Thessaloniki standen Richtung Südost zur Auswahl. Da das Meer lockte, fiel die Entscheidung nach kurzer Überlegung zu Gunsten Griechenlands aus. Nach einer kleinen Tour durch die Stadt und einem gediegenen Abendessen im Hotel Moskva (siehe auch Tipps) habe ich im Hostel noch den ehemaligen Captain der serbischen Rugby Nationalmannschaft kennengelernt, dem anscheinend der Laden gehört (habe mich eh schon über die dutzenden Rubgyfotos, -shirts und -wimpel gewundert).

Belgrad - Statue

Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Thessaloniki, nicht ohne vorher noch ein paar Bier in einer Bar konsumiert und weitere für die Zugfahrt organisiert zu haben.

Eine 16-stündige hört sich zwar wenig berauschend an, wurde es aber dann. Ich teilte mein Schlafwagenabteil mit einen Schweizer, der Frisur wegen hier einfach mal Tingeltangel Bob genannt. Zu uns stießen dann noch ein Banker aus Düsseldorf – der auch nicht unbedingt den Vorstellungen entsprach, was seine Zunft betrifft – und eine Französin, die vielleicht auch Belgierin ist. Da jeder etwas zu trinken am Start hatte, wurde es eine feucht-fröhliche Veranstaltung mit viel Bier, Wein, Scotch und Zigaretten (anfangs noch schüchtern am Fenster rauchend, später – scheissegal – überall im Zug). Irgendwann kam dann zwar die Polizei – jedoch nicht um uns zurechtzuweisen, sondern darauf hinzuweisen, dass es nicht so clever ist, unsere Wertgegenstände in den verschiedenen Abteilen unbeaufsichtigt rumliegen zu lassen. Es sollte eine lange Nacht werden – an Schlaf war kaum zu denken.

Belgrad nach Thessaloniki - Zugparty

In diesem Sinne: Party on, Wayne!

Hotel Moskva, Belgrad

Ein wunderschönes Grand Hotel, dass in Sachen Zimmer, Service oder Wellness sicherlich keine Wünsche offen lässt.

Wer sich die – vergleichsweise günstigen – 100 Euro pro Nacht jedoch nicht leisten kann oder will (so wie ich), kann auch um einiges preiswerter in den Genuss dieses Ambientes kommen: in der Lobbybar gibt es für etwa 7 Euro ein Lachssandwich (eher ein gigantisches Brez’nstangerl mit pfundweise Räucherlachs und Salat) und ein großes Bier – dezente Klaviermusik im Hintergrund inklusive. Auf jeden Fall sein Geld wert.

Belgrad - Breznstangerl

 

BudaPassed

Nachdem ich am Montag doch ziemlich erschöpft in Budapest angekommen bin und mein Hotel – okkupiert von einer niederländischen Schulklasse – recht schnell gefunden habe, war dann nicht mehr viel mit mir anzufangen.

Am Dienstag – fit und ausgeschlafen gegen 12 Uhr mittags  – gab’s zum Frühstück eine „Bowl of goulash soup“ – sollte wohl eher heißen: „Bucket of goulash soup“ – und dann ab in die Stadt.

Erstmal zum Bahnhof, um die morgige Weiterfahrt nach Zagreb zu organisieren  und – oh Wunder –  auch diese Fahrt findet nicht statt. Budapest scheint momentan eine logistische Sackgasse zu sein, obwohl der Flüchtlingsanteil auf den Straßen oder in den Bahnhöfen etwa dem Punkeranteil auf einer CSU-Wahlkampfveranstaltung entsprach. Also Plan B: Weiterreisen nach Belgrad!

Budapest - Donau

Nach einer etwas uninspirierten Wanderung durch die Stadt mit anschließender Verköstigung in einem netten Café ging’s zurück in’s Hotel. Dort angekommen kam die nächste böse Überraschung: mein nagelneuer Laptop funktioniert nicht mehr. Sämtliche Wiederbelebungsversuche sind gescheitert.

Leicht angesäuert – jedoch durch einen 5:0 Bayernsieg über Zagreb (!) wieder etwas motiviert – wollte ich Budapest noch eine Chance geben. Auf dem Weg zur Tram kam ich an einer Langos-Bude vorbei, an der eine Horde Ungarn jedlichen Alters zechten – wieso also in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt. Was folgte war ein wildes Gelage, bis uns kurz nach 23 Uhr der Bierhahn abgedreht wurde. Tilos! In Ungarn ist es verboten nach 23 Uhr Alkohol zu verkaufen. Als ich es jedoch schaffte unter vollen Einsatz meines Charmes in der gegenüberliegenden Tanke noch illegal ein paar Bier zu besorgen, hatte ich bei den Jungs den Miniheldenstatus erlangt.

Budapest - Langoscrew

Morgens dann – etwas lädiert – hab ich meinen Weg zum Bahnhof Keleti gefunden und meine Fahrt nach Serbien angetreten. Für 15 Euro in knapp 9 Stunden über den halben Balkan sind ein fairer Deal. Im ersten Zug durchquerten wir die Puszta bis wir kurz vor der serbischen Grenze in einen Bus wechselten, der uns über die Grenze bringen sollte. Die ungarische Abfertigung war stressfrei, dann wurden vom serbischen Zoll die Pässe eingesammelt. Als dann aber nach 20 Minuten immer noch niemand zurückkam, ging mir ein wenig die Düse. Der Hintergrund ist folgender: meine letzte Begegnung mit serbischen Grenzbeamten war weniger erfreulich, da ich von Albanien über den Kosovo einreisen wollte und mir dies verweigert wurde – illegale Einreise! Ich habe dann die Zöllner von der anderen Seite der Grenze wüst beschimpft, bis mir einer zu verstehen gab, dass er durchaus deutsch versteht. War da noch was von und wegen Beamtenbeleidigung bei denen im Computer? Nein, denn nach knapp einer halben Stunden bekamen wir die Pässe zurück und es ging weiter zum Zug Richtung Belgrad, der sogar mit einen 1. Klasse Abteil aufwarten konnte – ohne Aufpreis.

Mittlerweile sitze ich in meinem Hostel – und wenn ich von MEINEM Hostel spreche, dann mein ich das auch wörtlich. Anfangs hab ich mich über ein komplettes 8-Bett-Zimmer für mich alleine gefreut, aber jetzt hab‘ ich ein ganzes Hostel für mich: der einzige weitere Gast pennt schon, weil sie um 6 Uhr morgens raus muss und die Belegschaft hat mir die Schlüssel für die ganze Bude übergeben, weil es sich für zwei Gäste nicht lohnt, eine Nachtschicht einzulegen. Wenn also jemand gerade in der Nähe von Belgrad ist: einer Hausparty auf ca. 400qm mitten in der Stadt spricht nichts entgegen –  Kühlschrank voller Bier, gut ausgestattete Küche und Playstation inklusive…

In diesem Sinne: good night my friends, I will have!

BavariAde

Nach einer größtenteils chaotischen Vorbereitung, drei kleinen Abschiedspartys und wenig Schlaf ging es am 26. September von Deckelstein los mit einer Tour, von der ich nicht genau wusste, wo sie mich hinbringen wird.

Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury

Deckelstein - Abschied

Erstmal mit Daniel nach Pfaffenhofen bei München, um Leni am Bahnhof abzuholen und sie zum Hotel Strasshof zu bringen, welches später auch meine erste Bleibe auf diesen Trip werden sollte.

Dann weiter auf die Hochzeit von Caro und Simon, wobei wir jedoch die Zeremonie mangels GPS oder Ortskenntnissen verpasst haben (sorry Caro, sorry Simon, Daniel hat wirklich alles versucht noch rechtzeitig zu kommen). Die Hochzeit war dann aber wirklich Klasse, jenseits der üblichen Art und Weise solcher Veranstaltungen mit Lecker Speis‘ & Trank und einem gut gewählten Soundtrack von DJ Sargnagel.

Am Sonntag wurde mit Leni München noch unsicher gemacht. 1st Stop Augustiner Keller und zwei Maß später dann abends der obligatorische Besuch der erstaunlicherweise kaum ueberlaufenen Wies´n – Achterbahn, Autoskooter und zwei weitere Maß inklusive. Merzi Leni für einen sehr schönen Tag – wenn bei Euch mal wieder ein Volksfest ist, dann machst Du den Autoskooterführerschein und dann kannst Du mich mal chauffieren.

Muenchen - Oktoberfest

Dass diese Tage mit Abschiedspartys, Hochzeit und dem abschließenden Wies´n Besuch nicht ohne Folgen blieben, merkte ich dann an meinen Kater am anschließenden Morgen ganz deutlich.

Abschied von Leni und mit gut zwei Stunden Verspätung ging es los mit sechs Ungarn Richtung Budapest per Mitfahrzentrale. Der Fahrer hat die magische Schallmauer von 120 km/h nie erreicht, was aber wohl auch besser so war, da er gefühlte 90% der Fahrtzeit entweder telefoniert oder SMS geschickt hat – gerne auch beides gleichzeitig. So nach knapp 10 Stunden – etwa die Flugzeit nach Bangkok – bin ich nun angekommen.

Welche Eindrücke blieben von der ersten Fahrt in’s Ausland? Dass Ungarn gerne kommunizieren, aber meist mit Personen, die nicht im selben Raum bzw. Auto sind. Dass ich im Burgenland zwar keine Burg, aber etwa 1000 Windkrafträder gesehen habe und es bald Windkraftradland heißen wird. Dass die ungarische Sprache oder Ortschaften immer noch eine linguistische Herausforderung sind – auf manchen Autobahnausfahrtsschildern sind mehr Ös und Üs als auf einer gut bestückten Speisekarte eines Dönerladens. Und dass man einer langen Auto-, Zug- oder Sonstwasfahrt keine mehrtägige Dauerparty mit allem was dazu gehört vorausgehen lassen sollte.

In diesem Sinne: so long – hasta la vista