Amsterdamned

Eigentlich sollte und wollte ich die Reise mit dem 9-Euro-Ticket nach Bayern angehen. Aber da war ich wohl etwas überambitioniert. Am Bahnhof in Bochum kurz nach 9 Uhr angekommen, musste ich feststellen, dass der anvisierte Zug aufgrund des schlechten Gesundheitsstatus der Bahnmitarbeiter ausfällt und die nächste Alternative schon 2 Stunden vor Abfahrt eine beachtliche Verspätung vorweist. Da ich weitere bahntechnische Rückschläge und eine unfreiwillige Übernachtung irgendwo zwischen Bochum und Maxhütte-Haidhof vermeiden wollte, habe ich das Projekt B2B (Back 2 Bavaria) gecancelt.

Also musste Plan B her und schnell war die Idee geboren an´s Meer zu fahren. Und was liegt da näher als über Amsterdam nach Zandvoort zu reizen, nicht nur entfernungstechnisch. Da jedoch die Hotelkosten dort über das Wochenende horrende Summen verschlungen hätten, habe ich die Sache von Freitag auf Sonntag verschoben.

Der erste Schritt in das zweite Kapitel dieses Ausflug sollte definitiv nicht wieder an einem Bahnhof beginnen und daher habe ich mir eine Mitfahrgelegenheit bei Ali Mohammed von Essen nach Amsterdam für schlappe 10 Euro organisiert. Zur Abfahrt um 7:30 Uhr hat mich mein Habibi Bashir gefahren, der gerade seine 12-Stunden-Schicht im Kiosk beendet hat. Shukran! Aber Ali Mohammed hatte andere Pläne oder eine andere Puchline und ist schon eine Stunde vorher losgefahren. Also musste ich wieder zurück zum Bochum Hbf. und der Bahn gezwungenermaßen eine zweite Chance geben, aber statt in Amsterdam landete ich vorerst einmal in Breyell.

Wie kommt´s? Erst einmal lief alles nach Plan (B): Die Züge nach Essen, Viersen und auch der mich nach Venlo bringen sollte, konnten durch Pünktlichkeit das Grundvertrauen zur DB wiederherstellen. Alles chakkapakka! In besagten Breyell kurz vor der holländischen Grenze bliebt der Zug jedoch aus mir nicht zu erschießenden Gründen etwas länger stehen und ich wollte die Gelegenheit in eine Zigarettenpause umwandeln, aber nicht ohne mich beim Bahnpersonal zu vergewissern, dass das Zeitfenster und auch die Zugtür weit offen sind. Aber ganz weit gefehlt. Kaum hat der Stängel geklimmt, hat sich das Portal zum Inneren des Zuges (und meinem Gepäck) wieder geschlossen und auch die obligatorische piepende Warnung blieb aus. Ich war also ohne Gepäck und dem dringenden Bedürfnis zu kacken irgendwo raus im Rheinland.

Meine nächste Aufgabe bestand somit daraus mein verlorenes Gepäck wieder- und eine Toilette zu finden. Da jedoch die bilateralen Abkommen was Fundgegenstände im grenzüberschreitenden Zugverkehr angeht, zwischen Deutschland und den Niederlanden noch nicht 100%ig synchronisiert wurden, musste mein Gepäck von Venlo zurück nach Mönchengladback exportiert werden.

Und bitte glaubt mir, solltest Du neben Deinem Gepäck auch noch einen Platz zum Kacken suchen, Mönchengladbach ist der schlechteste Platz.

Nachdem beides erledigt war, konnte ich mich wieder Richtung Niederlande machen. Bis Eindhoven über Venlo ging alles gut und total müde konnte ich den finalen Zug nach Amsterdam besteigen und einschlafen. Beim Aufwachen zur erwarteten Ankunftszeit stand der Zug schon wieder im Bahnhof, aber offensichtlich nicht in Amsterdam, sondern wieder in Eindhoven. Suizid am Gleis, was denn bitte noch?

Mittlerweile war nicht nur mein Akku, sondern auch der meines Telefons leer und ich wusste nicht so recht, wie ich jetzt nach Amsterdam kommen sollte. Ein sehr netter Holländer, der in dieselbe Richtung unterwegs war, hat mich dann mitgenommen und ich war schlussendlich gegen 18 Uhr mit knapp 8 Stunden Verspätung in Amsterdam.

Der erste Stopp galt dem Café Hill Street Blues für ein Bier in entspannter Atmosphäre und der zweite dann dem Green House Centrum Coffeeshop

Und nach dem obigen Meisterwerk und dem unteren Resultat nach etwa sechs monatiger THC-Abstinenz…

… war der Weg zum Hotel pittoreske, noch überraschend hell und nach weiteren kurzen Zwischenstopps dann auch das letzte Kapitel dieses Tages. 

Extrem gut ausgeschlafen war der Auftrag Meer, Und diesmal sollte es auch mal ohne Komplikationen ablaufen. Richtung Centraal Station ohne den obligatorische Pitstop im Coffeeshop auszulassen den Zug nach Zaanfort genommen und mir wurde dieses Panorama geboten:

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Die Rückfahrt war dann weit weniger aufregend. Über Amsterdam, Eindhoven und Venlo ging es zurück nach Deutschland. Der einzige Aufreger war eine groß angelegte Polizeirazzia bei Grenzübertritt, die sich auf illegale Grenzgänger konzentrierte. Am frühen Abend war ich dann wieder in Bochum.